Neubaukonzept in den 30er Jahren
Die Trinkhalle im heutigen Aussehen
Die Neue Trinkhalle wurde 1933 begonnen. Nach nur achtmonatiger Bauzeit wurde sie zur Saison 1934 eröffnet. Der finanzielle Aufwand betrug damals rund 355 000 RM. Otto Kuhn entschied sich dafür, den ursprünglich für das Kurhaus vorgesehenen Bauplatz für seinen Neubau zu verwenden. Der Standort der alten Trinkhalle aus Gußeisen erschien ihm zu schmal und zudem durch Hochwasser gefährdet. Er entwarf das Bauprogramm und behielt die Oberleitung über die Bauausführung.
Die Pläne fertigte Reinhold Schuler, Baurat im Finanzministerium. Der für Wilbader Verhältnisse nur flach geneigte Hang erforderte eine zweigeschossige Ausführung. Im Erdgeschoß wurden die Versorgungsräume und ein Café untergebracht. Die betonierten Wände wurden unverputzt weiß gestrichen. Die eigentliche Halle wurde mit Stahl- und Holzstützen in Fachwerkbauweise erstellt. Die Außenverkleidung wurde mit „Freudenstädter“Schindeln e Böden wurden mit Kunststein belegt. Das Dach wurde mit Kupfer verkleidet. Durch die Materialwahl wurde der Versuch unternommen, das heimische Handwerk zu unterstützen. Das Gebäude gliedert sich von Nord-Ost ausgehend in eine voll verglaste Brunnenhalle; die langgestreckte, 6 m hohe Wandelhalle mit ihren 11 raumhohen Fenstern auf jeder Seite, und wird im Südwesten durch eine halbrunde, ebenfalls voll verglaste Musikbühne abgeschlossen. Der Bau von Schuler und Kuhn zeichnet sich durch eine gelungene Synthese der Forderungen nach Materialgerechtigkeit, Funktion und Form aus. Prinzipien der Neuen Sachlichkeit und des Bauhauses wurden hierwirksam. Von den bombastischen Ansprüchen nationalsozialistischer Architektur ist noch nichts zu spüren.