Kurarchitektur
Blütezeit im 19. Jahrhundert
Die öffentlichen Bauaufgaben erfuhren seit etwa 1800 allgemein eine stärkere Differenzierung. Diese betraf in erheblichem Umfang Bauwerke für gesellschaftliche Anlässe. In den Kurorten gab es eine Konzentration von Gebäuden für Bildung, Kommunikation und Freizeit für die große Zahl von Gästen. Es entstanden spezifische Bauaufgaben wie Kurhaus, Trinkhalle und Thermalbad. Daneben gab es Landschaftsgärten, Hotels und Villen, aber auch von Theater, Museen, Bergbahnen und Aussichtstürme.
Die Kurarchitektur erfuhr im 19. Jahrhundert eine stärkere Spezialisierung. Die Kurgebäude vereinten nicht mehr alle Aufgaben wie Gesellschaftsräume, Bäder und Logierzimmer unter einem Dach, wie dies meistens im Barock üblich war. Das Kurhaus des 19. Jahrhunderts ist ein Gebäude, das ausschließlich für gesellschaftliche Anlässe bestimmt ist. Bäder und Logierzimmer werden in speziell für diesen Zweck errichtete Badehäuser und Hotels ausgelagert. Im Zentrum des Kurhauses steht ein großer und repräsentativer Saal. Daneben gibt es mehrere Nebenräume für die unterschiedlichsten Aufgaben, wie Glücksspiel, Lesen und Restaurantbetrieb.
Das erste Kurhaus neuer Prägung war das nicht erhaltene Kurhaus in Wiesbaden von Christian Zais, das 1808 bis 1810 entstand. Das älteste erhaltene Kurhaus ist das Kurhaus Baden-Baden, 1822-24 nach Plänen des Großherzoglichen Baudirektors Friedrich Weinbrenner errichtet. Die dreiteilige Anlage hat eine Länge von 140 Metern. Das Gebäude besteht aus einem großen zentralen Saalbau. Im Norden und Süden wird dieser durch Pavillons für Theater und Restaurant flankiert. Zwischen diesen drei großen Baukörpern, die im Grundriss deutlich hervortreten, befinden sich Galerien.
Trinkhallen entstanden aus den Brunnen, die nach der Einführung der Trinkkur im Barock üblich wurden. Diese boten den Kurgästen die Möglichkeit, ihre Trinkbecher mit Thermalwasser zu füllen. Thermalbrunnen gab es im 17. Jahrhundert in allen deutschen Kurstädten. Über den Brunnen entstanden Pavillons. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es eine neue Entwicklung. Die Brunnenhäuser wurden durch Galerietrakte erweitert. Im 19. Jahrhundert war die Trinkhalle ein allgemein bekannter Bautypus.
(Quelle: de. wikipedia.org/wiki/Trinkhalle_(Kuranlage)